Tagebucheintrag 20210716 – YMMD

Ich bin müde und dabei ist es noch nicht mal 20 Uhr. Vielleicht liegt es daran, dass ich bereits seit 4:30 munter bin. Ja, es war ein langer Tag – ein Tag voller Ereignisse und Erlebnisse. Ich hab neue Menschen kennengelernt und Menschen, die ich seit kurzem kenne, lernte ich besser kennen. Ich bin müde, aber eine Erinnerung an den heutigen Tag lässt mich nicht schlafen, weil ich weiß, wenn ich diese Erinnerung jetzt nicht aufschreibe, dann schreibe ich ihn nie wieder auf und es wäre ja sehr schade, nicht irgendwann wieder einmal daran erinnert zu werden.

 

Nach einem langen Tag war ich nun endlich am Berg angekommen. Schnell den Einkauf verstaut, den Grill abgedeckt und aufgeheizt. Es wird Filetsteak geben, mit Rotweinreduktion und Bratkartoffeln. Das Steak werde ich auf einem in Rotwein getränkten Holz langsam garen, bis es die gewünschte Kerntemperatur erreicht hat. Erste dann werde ich es scharf von beiden Seiten anbraten, um, trotz Elektrogrill, doch noch zu den so wichtigen Röstaromen zu kommen.

 

Genau an dieser Stelle könnte man vermuten, dass das Highlight meines Tages wohl das Essen war und doch kann ich es vorwegnehmen, dass das Steak, so gut es auch war und obwohl ich es mit meiner bezaubernden Helga genießen durfte, von der herrlichen Aussicht hier oben mal ganz abgesehen, nicht das Beste an meinem heutigen Tag war.

 

Der „You Made My Day“-Effekt setzte heute bereits viel früher ein und diese Erinnerung ist es Wert, für später notiert zu werden. 

 

Heute hatten wir den ersten POLYGONS Jour fixe im neuen Büro. Und weil das auch etwas ganz Besonderes war, wurde es mit einem üppigen Frühstück unterstrichen. Knapp nach 9 Uhr versammelten sich die anwesenden POLYGONS im fast fertigen Besprechungszimmer am großen Besprechungstisch und warteten auf die Eröffnungsrede von Osman.

 

Mit gut gewählten Worten, die er sich sicher nicht erst lang überlegen musste, begrüßte er die Kollegen und entschied kurzerhand, das gängige Prozedere zu ändern und gleich mit dem Verzehr der aufgetischten Köstlichkeiten zu beginnen.

 

Dagegen gab es von keiner Seite Einspruch und grundsätzlich widerspricht man seinem Chef ja auch nicht. Also wurde geschlemmt, was das Zeug hielt und noch ein Stück darüber hinaus, denn an Essen mangelte es wahrlich nicht. Es vergingen also kurzweilige 30 Minuten, begleitet von der einen oder anderen Anekdote. 

 

Sichtlich gesättigt, sanken die POLYGONS nun in die Stühle des Besprechungsraums und warteten auf den nächsten Punkt der Tagesordnung. Ein ebenso sichtlich entspannter Osman startete mit einem kurzen Einblick in die unmittelbar vergangenen Ereignisse und gab das Wort dann weiter, um zu erfahren, wie es den POLYGONS, und zwar jedem einzelnen, in der letzten Woche ergangen war. Somit startete der eigentlich Jour fixe.

 

Man hielt sich kurz, man hatte ja gerade gut gegessen und war vielleicht sogar ein wenig träge. So mancher wollte sich der Berichterstattung sogar entziehen, doch mit vereinten Kräften gelang es, jedem ein Statement zu entlocken. Es ist so wichtig, dass die Mitarbeiter reden und sich erklären – es ist wichtig, gerade für junge Menschen, sich erklären und durchsetzen zu können. Ich halte den Jour fixe der POLYGONS für sehr wertvoll. 

 

Also, einer nach dem anderen erklärte der Runde in kurzen Worten, wie es ihm oder ihr gerade geht, an welchen Projekten man gerade arbeitet und auch wie die persönliche Einstellung dazu ist. Einer nach dem anderen – bis auf einen – Johannes!

 

Johannes ist einer jener POLYGONS, die ich zum ersten Mal persönlich getroffen hatte. Ich kannte ihn ja schon von etwaigen Teams-Meetings und wusste, dass er ein wenig – wie soll ich sagen – eigen ist. Aber im anschließenden Fotoshooting hatte ich die Gelegenheit, mich ein wenig mit ihm zu unterhalten und eigentlich mag ich ihn, was ich mir zuvor nicht vorstellen konnte.

 

Aber zurück zum Jour fixe. Johannes musste das Meeting kurz verlassen, um zu telefonieren und wurde somit in der Reihenfolge übergangen. Osman wäre nun aber kein guter Chef, wenn ihm das nicht aufgefallen wäre und so gab er Johannes natürlich die Gelegenheit auch seinen Beitrag am Jour fixe zu leisten.

 

So startete Johannes nach den 25 Minuten, die die restlichen POLIGONS nutzten, um ihren Wochenrückblick zum Besten zu geben, mit den Worten: „Also, dass ich heute hier bin, bedeutet schon mal nichts Gutes.“

 

LOL, so wie ich ihn bislang erlebt hatte, hatte ich auch gar nichts anderes erwartet. 

 

Es folgten dann unendliche 30 Minuten an Erzählungen über all das, was beim Kunden passiert ist, nicht so toll läuft, wer daran Schuld ist und in welch deprimierender Situation er sich eigentlich befände.  Ein paar recht lustige Geschichten – zumindest von außen betrachtet – unterstrichen die dramatischen Erzählungen, die wie schon erwähnt, nach ungefähr 30 Minuten, schwächer wurden und ein Ende fanden.

 

Ein kurzes Schweigen im Raum. Was war auch anderes zu erwarten – nach einem reichlichen Frühstück, einem eher lockeren Jour fixe und dann dieser Ansprache. 

 

Nur einer unterbrach dieses Schweigen. Es war Osman! Immer noch sichtlich entspannt in seinen Stuhl gekauert, sagte er: „Du wirkst mir irgendwie gestresst, Johannes!“

 

Ich musste meine Reaktion ob dieser Situationskomik wahrlich zurückhalten.

 

Osman Gümüs: YOU MADE MY DAY.